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Der Begriff Einflussgröße bezieht sich auf den Patienten. Einflussgrößen verursachen Veränderungen in vivo und sind unabhängig vom Analyseverfahren. Viele sind nicht beeinflussbar. Hierzu gehören Geschlecht, ethnische Abstammung, Lebensalter, Gravidität, Meereshöhe und circadiane oder saisonale Schwankungen. Die Kenntnis dieser Faktoren ist für eine gute Labordiagnostik mit Angabe der richtigen Referenzwerte wichtig. Beeinflussbar durch den Arzt (mit unterschiedlichem Erfolg) sind Einflüsse wie psychischer Stress, körperliche Belastung, Körperlage, Rauchen und Drogen.

Störfaktoren führen in vitro nach Entnahme des Untersuchungsmaterials zu einem Messergebnis, das nicht der in vivo-Konzentration des Analyten entspricht. Störfaktoren sind meist vermeidbar. Sehr häufig wird die falsche Probenart gewählt (z. B. Plasma statt Serum). Oder es stören Antikoagulanzien, Verunreinigungen, Infusionen, Hämolyse und Lipämie die Analytik. Bei Aufbewahrung und Transport sollten auch stets Gerinnungsvorgänge, Temperatureinflüsse, Glykolyse und die Haltbarkeit der Analyte im Material beachtet werden.

Analysenergebnisse können nicht 100 % perfekt sein! Wir hoffen, dass Sie das nicht allzu sehr überrascht. Um die Streuung der möglichen Ergebnisse zu beschreiben, wird der Begriff der Messunsicherheit verwendet.

Messunsicherheit: In jedem Abschnitt der Analyse - von der Probenentnahme bis zur abschließenden Messung - treten Abweichungen vom wahren Wert auf, weil die Messbedingungen schwanken. Wir ergreifen Maßnahmen und führen regelmäßig Kontrollen durch, um zu gewährleisten, dass diese Abweichungen und Schwankungen zusammen genommen gering genug sind, um sicherzustellen, dass das Endergebnis dem wahren Wert möglichst nahe kommt. Sie können uns helfen, indem Sie uns Besonderheiten bei der Präanalytik und den Zeitpunkt der Probennahme mitteilen. Wir beraten Sie gerne in allen Fragen bezüglich der Probennahme. Wichtige Informationen zur Präanalytik finden Sie in unserem Leistungsverzeichnis.
Die Genauigkeit der Ergebnisse muss für den medizinischen Zweck angemessen und möglichst hoch sein, soweit die Kosten-Nutzen-Relation dies zulässt.
Bei vielen medizinischen Fragestellungen ist es entscheidend, ob ein Grenzwert überschritten ist. Bei den Messgenauigkeiten, die im medizinischen Labor zu erreichen sind, kann beispielsweise in einer Patientenprobe ein Wert gemessen werden, der knapp unterhalb dieser Grenze liegt. Bei einer zweiten Messung aus der gleichen Patientenprobe mit dem gleichen Testsystem kann das Ergebnis knapp über der Grenze liegen. In der Regel hat deshalb ein Messwert, der knapp oberhalb eines Referenzwertes liegt, die gleiche medizinische Bedeutung wie ein Messwert, der knapp unterhalb der Referenzgrenze liegt.
Es ist unter noch so optimalen Bedingungen nur selten zu realisieren, dass aus einer Probe exakt zweimal der gleiche Wert gemessen wird. Der Arzt, der unseren Laborwert beurteilt, muss also informiert sein, welche Messunsicherheiten zu erwarten sind. Im medizinischen Labor ist ein Maß für die Variabilität einer Untersuchung der Variationskoeffizient VK (VK = Standardabweichung dividiert durch Mittelwert multipliziert mit 100). Z. B. wird beim Kalium einen VK von unter 2,5 %, bei Glukose unter 5 %, bei Harnsäure unter 4 %, bei IgM unter 8 %, bei Medikamenten wie Theophyllin unter 8 % gefordert. Bei einigen wenigen Messgrößen muss sogar mit einem Variationskoeffizient von bis zu 20 % gerechnet werden, da auf dem Markt keine Testkits mit besseren Variationskoeffizienten existieren. Hierbei achtet das Labor darauf, dass Methoden mit möglichst niedrigem VK im Einsatz sind. Falls Sie Fragen bezüglich der Genauigkeit unserer Messungen haben, zögern Sie bitte nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Risikobetrachtung: Unser Labor führt die angeforderte Analytik mit größtmöglicher Sorgfalt durch. Unsere Arbeitsprozesse sind dabei so ausgelegt, dass negative Einflüsse auf die Laborergebnisse durch prä- und postanalytische Interferenzen weitestmöglich ausgeschlossen werden. Aufgrund von vielen aufeinander abgestimmten Kontrollprozesse bewerten wir diese Risiken immer wieder neu und reduzieren diese somit auf ein absolutes Minimum. Jedoch weisen wir darauf hin, dass trotzdem ein gewisses Restrisiko durch verdeckte Einwirkungen oder präanalytische Gegebenheiten, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen, besteht. Insbesondere wenn Laborergebnisse nicht in Einklang mit Klinik und Anamnese stehen, sollte diese Möglichkeit bei der Interpretation berücksichtigt werden. In diesen Fällen bitte wir um telefonische Kontaktaufnahme mit unserem Labor.

Streng genommen bezeichnet der Begriff Probe nur den Teil eines Materials (Serum, Urin, Liquor ...), der zur Analyse auch tatsächlich eingesetzt wird. Dabei handelt es sich bei modernen Analysegeräten meist nur um wenige Mikroliter. Im Alltag wird der Begriff jedoch häufig als Synonym für Material verwendet. So nimmt der Arzt dem Patienten eine Blutprobe oder Urinprobe ab, schickt es in einem Probenröhrchen ins Labor usw. Die richtige Wahl und Handhabung des Materials ist unbedingte Voraussetzung für eine zuverlässige Analyse. Zu jedem Parameter finden Sie im Analysenverzeichnis Angaben über Probengefässe und Besonderheiten bei der Abnahme und Lagerung. Die Angaben sind in rot geschrieben.

Dennoch ist es selbst bei größter Anstrengung nur begrenzt möglich, bei der Messung extrazellulärer und zellulärer Komponenten des Blutes den in vivo vorhandenen Zustand der Messgröße vollkommen unverändert in den analytischen Prozess zu transferieren. Schon bei der Punktion eines Gefäßes werden Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren aktiviert. Bei Verwendung von Materialgefäßen ohne Antikoagulanzienzusatz schreiten die Gerinnungsvorgänge im Abnahmeröhrchen fort. Das dabei entstehende Serum war lange Zeit das fast ausschließlich verwendete Untersuchungsmaterial zur Bestimmung extrazellulärer Konzentrationen von Analyten im Blut. Erst seit 1996 liegt eine internationale Norm vor, die die zu verwendenden Antikoagulanzienarten und -konzentrationen zur Gewinnung von Plasma (z.B. EDTA-, Citrat-, Fluorid- u. Heparinplasma) vorschreibt. Es gelten folgende Definitionen (Guder et al., J Lab Med 2002):

  • Vollblut: Venös, arteriell oder kapillar entnommene Blutprobe, welche die Konzentrationen und Eigenschaften zellulärer und extrazellulärer Bestandteile gegenüber dem in vivo-Zustand möglichst unverändert enthält. Dies ist durch in vitro-Antikoagulation möglich.
  • Serum: Unverdünnter extrazellulärer Anteil des Blutes nach Abschluss der Gerinnung (Gerinnungsfaktoren einschließlich Fibrinogen sind "verbraucht" und damit messtechnisch nicht mehr zugänglich).
  • Plasma: Nahezu zellfreier Überstand des mit Antikoagulans versetzten Blutes nach Zentrifugation.
  • Antikoagulanzien: Antikoagulanzien stellen Zusätze dar, die bewirken sollen , das der zu messende Analyt durch Hemmung der Gerinnung des Blutes möglichst unverändert bis zum analytischen Prozess erhalten bleibt. Die Antikoagulation wird durch Bindung von Kalziumionen (EDTA, Citrat) oder durch Antithrombinaktivität (Heparinat, Hirudin) erreicht. Hierzu muss das Blut unmittelbar nach der Probennahme mit festem oder gelöstem Anitkoagulans gemischt werden.

Farbcodierung (nach ISO DIS 6710) der Röhrchen

Die Röhrchen werden mit Vollblut gefüllt und unterscheiden sich durch verschiedene Zusätze: 

EDTA: lila (Greiner) oder rot (SA)
Citrat 10 : 1 (9 Teile Blut + 1 Teil Citrat): hellblau (Greiner) oder grün (SA)
Citrat 5 : 1 (4 Teile Blut + 1 Teil Citrat): schwarz (Greiner) oder lila (SA)
Heparin: grün (Greiner) oder orange (SA)
Fluorid: grau (greiner) oder gelb (SA)
ohne Zusatz (für Serumgewinnung): rot (Greiner) oder weiß (SA)
Serumröhrchen mit Trenngel: ocker (Greiner) oder ocker (SA)

Serumröhrchen mit Trenngel

Diese Röhrchen verfügen über ein Separatorgel. Nach Blutentnahme ist wie üblich die Gerinnung (30 – 60 min) abzuwarten. Anschließend werden die Röhrchen sofort zentrifugiert wie zur Serumgewinnung (optimal: 10 min bei 2500 x g in der Ausschwingzentrifige, s. u. unter »Zentrifugation«). Bei der Zentrifugation schiebt sich das Gel zwischen Serum und Blutkuchen und trennt beide. Damit ist eine Überführung des Serums in ein getrenntes Röhrchen nicht mehr erforderlich.
Die Gelröhrchen werden besonders empfohlen zur Bestimmung von Kalium, LDH, GLDH, Magnesium und NSE, wenn die einsendende Arztpraxis über eine Zentrifuge verfügt. Für die Bestimmung von Medikamentenspiegeln sind sie nicht geeignet, da es zur Adsorption an das Gel kommen kann. Denkbar ist eine Adsorption prinzipiell auch für andere Substanzen, wenn dies nicht durch Testung überprüft wurde.

Zu den häufigsten und folgenreichsten Fehlern in der Präanalytik gehören noch immer Probenverwechslungen.

  • Deshalb müssen die Röhrchen vor der Entnahme mit Namen, Vornamen und Geburtsdatum beschriftet oder mit einer Nummer (bzw. Barcode) versehen werden, die jede Verwechslung ausschließt und den Patienten eindeutig identifiziert.
  • Durch Befragen des Patienten die Daten auf dem Auftragsschein prüfen.
  • Der Patient sollte unmittelbar vor der Entnahme mindestens 5 Minuten sitzend oder liegend ruhen.
  • Die Blutentnahme sollte zwischen 7 und 9 Uhr morgens bei liegendem oder sitzendem Patienten vor der Einnahme von Medikamenten und vor Durchführung intramuskulärer Injektionen stattfinden (z. B. erst Blut abnehmen, dann impfen). Dies vermeidet u. a. falsch hohe CK-, GOT- und LDH-Werte.
  • Der Patient sollte nüchtern sein (Nahrungskarenz für 12 Stunden) und in den letzten drei Tagen nicht exzessiv Alkohol getrunken sowie keine erschöpfenden körperlichen Arbeiten (u. a. CK-, GOT-, LDH-Anstieg) durchgeführt haben.
  • Als Entnahmestellen eignen sich die oberflächlichen Venen der Ellenbeuge, des Unterarms und des Handrückens.
  • Zur Venenstauung die Staubinde eine Handbreit oberhalb (proximal) der Entnahmestelle mit einem Staudruck zwischen 50 – 100 mm Hg (der Puls muss noch tastbar sein) anlegen. Öffnen und Schließen der Faust vermeiden. Es sollte nicht länger als 30 Sekunden, maximal 1 Minute gestaut werden.
  • Nach Auswahl einer geeigneten Vene durch visuelles Begutachten und Tasten die Einstichstelle mit einem für diesen Zweck zugelassenen Mittel desinfizieren
  • In einem Einstichwinkel unter 30° die Kanüle mit dem Schliff nach oben zügig einstechen. Dabei die Haut gegen die Stichrichtung leicht spannen. Kanüle nicht vorher knicken.
  • Sobald das Blut fließt, die Stauung lösen. Ist das gewünschte Blutvolumen erreicht (Röhrchen mit Antikoagulans immer bis zur Markierung füllen), Tupfer auf die Einstichstelle legen und Kanüle zurückziehen.
  • Alle Röhrchen mit Antikoagulans unmittelbar nach der Abnahme durch vorsichtiges Schwenken gut durchmischen, damit die Gerinnung vollständig gehemmt wird (Blutproben mit Mikrogerinnseln sind in der Regel unbrauchbar).

Anmerkung: Die so genannten Standardbedingungen sind nicht immer zu realisieren und auch nicht immer notwendig. Für viele Laboruntersuchungen stört ein leichtes Frühstück zwei bis drei Stunden vor der Blutentnahme nicht. Bei Blutzucker- und Blutfettbestimmungen sollten die Vorgaben der Standardentnahme jedoch genau eingehalten werden. Für besondere Analysen (Prolaktin, Adrenalin, Cortisol u. a.) finden Sie spezielle Hinweise bei den einzelnen Analysen, die genau beachtet werden sollten. Natürlich sind die Standardbedingungen in Notfällen oder z. B. bei Kleinkindern nicht immer einzuhalten. Informieren Sie sich über mögliche Einfluss- und Störfaktoren im Labor.

Bei Füllung mehrerer Röhrchen wird zur Vermeidung von Kontaminationen folgende Reihenfolge empfohlen:

1. Blutkultur (für mikrobiologische Untersuchung)
2. Nativblut (Röhrchen ohne Antikoagulans zur Serumgewinnung)
3. Na-Citrat-Blut (10 : 1 für Gerinnungsanalysen, 5 : 1 für Blutsenkungsgeschwindigkeit)
4. Heparin-Blut
5. EDTA-Blut
6. Fluorid-Blut
7. Röhrchen mit zusätzlichen Stabilisatoren

Das Gerinnungsröhrchen sollte nie am Anfang stehen, weil das erste Röhrchen zwangsläufig mit Gewebeflüssigkeit kontaminiert wird. Röhrchen mit Zusätzen kommen nach dem Nativblutröhrchen (»Vollblut« ohne Zusätze), um Kontaminationen zu verhindern. Der Einfluss von Kreuzkontaminationen unter den Additiven ist bei der beschriebenen Reihenfolge am geringsten.

Bei Probenentnahme über einen Gefäßkatheter ist das doppelte Totvolumen zu verwerfen, damit die Ergebnisse nicht durch Rückstände aus dem Katheter verfälscht werden.

Für einige Analysen ist es notwendig, schon vor dem Transport in das Labor das Serum bzw. das Plasma von den festen Blutbestandteilen zu trennen. Mit einer Zentrifuge kann man in kurzer Zeit die festen Blutbestandteile vom Serum bzw. vom Plasma abtrennen. Dabei ist die Beachtung der Zentrifugalbeschleunigung wichtig.Es empfiehlt sich, Blutabnahme- und besonders Uringefäße in 90°-Ausschwingrotoren zu zentrifugieren, da nur hier die spätere Sedimentoberfläche einen rechten Winkel zur Röhrchenoberfläche bildet. Diese erleichtert das spätere Abpipettieren des Serums/Plasmas oder Urins (bei der Sedimentherstellung wichtig).
Die Formel zur Berechnung der sog. "Relativen Zentrifugalbeschleunigung" lautet:
RZB = 1,118 x 10-5 x r x rpm2[g]

"RZB" ist die relative Zentrifugalbeschleunigung in Vielfachen der Erdbeschleunigung
"r" ist der Radius der Zentrifunge (Mitte Zentrifunge bis Mitte Röhrchen) in cm
"rpm" ist die Zahl der Umdrehung pro Minute
"g" ist die Erdbeschleunigung bzw. die Einheit, in derRZB angegeben wird.

Folgende Zentrifugationseinstellungen (bei 20-22°C) sind zu wählen:

  • Serum: Nach Abschluss der Gerinnung (etwa 30 min) sollte die Probe mindestens 10 min bei einer RZB von 2000xg zentrifugiert werden. Bei einemRadius von 10 cm entspricht dies einer Drehzahl von ca. 3700 U/min.
  • Plasma: Um zellfreies Plasma zu erhalten, ist antikoaguliertes Blut (Citrat-, EDTA- oder Heparinblut) mindestens 15 min bei einer RZB von 2000xg (bis maximal 3000xg) zu zentrifugieren. Bei einem Radius von 10 cm entspricht dies einer Einstellung von ca. 4200 U/min.
  • Urin: Zur Herstellung von Urinsedimenten zur Untersuchung in der Praxis muss vorsichtiger zentrifugiert werden, da die Zellen (Erythrozyten u. Leukozyten) sowie Zylinder während der Zentrifugation viel leichter zerstört werden können. Empfohlen werden 5 min bei einer RZB von 400xg (bis maximal 500xg). Bei einer Zentrifuge mit 10 cm Radius entspricht dies einerEinstellung von ca. 1900 U/min.

 

Optimierte Zentrifugationsbedingungen für S-Monovetten

Verkürzung der Turn-Around-Time (TAT) durch:
Gleichzeitige Zentrifugation verschiedener Probenmaterialien
Optimierung der Zentrifugationsdauer
Flexible Zentrifugationsbereiche

Der Zentrifugationsprozess ist ein wesentlicher Bestandteil der präanalytischen Phase. Eine gleichzeitige Zentrifugation verschiedener S-Monovetten ist im Routinelabor die Voraussetzung, um den Anforderungen einer schnellen Patientenversorgung gerecht zu werden.
Unsere optimierten Zentrifugationsbereiche für die S-Monovetten geben Ihnen die Möglichkeit, die für Sie optimale Zentrifugationsbedingung auszuwählen.

Weitere Informationen

Blutausstriche für die Hämatologie müssen aus möglichst frischem Blut hergestellt werden. In der Regel sollte frisches EDTA-Blut taggleich in das Labor gesandt werden, das die Ausstriche anfertigt. Die Eigenanfertigung von Ausstrichen wird nur bei Erfahrung und unvermeidbarer längerer Lagerung empfohlen.

Durchführung

Benötigt werden 2 Objektträger, davon 1 Objektträger mit Mattrand.
1 Tropfen Blut wird in der Nähe des Mattrandes auf den Objektträger gegeben. Ein zweiter Objektträger wird von der Mitte des ersten Objektträgers aus in einem Winkel von 30 – 45 Grad rückwärts auf den Blutstropfen hin bewegt, bis der Blutstropfen durch Kapillarkraft unter die Kante des zweiten Objektträgers gezogen wird. Dann wird dieser in entgegen gesetzter Richtung wieder zum anderen Ende des ersten Objektträgers geschoben, so dass ein dünner Blutfilm auf der Oberfläche entsteht, der fast die ganze Breite des Objektträgers einnimmt und allmählich ausläuft. Die Beschriftung erfolgt mit Bleistift auf dem Mattrand des ersten Objektträgers. Die Blutausstriche werden luftgetrocknet und in speziellen Schutzbehältern (Objektträgerhülle, Bestell-Nr.: VO2) zum Versand gebracht.

Gewinnung von 24-Stunden-Sammelurin

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ausscheidungsmengen lassen sich viele quantitative Messungen im Urin nur vergleichen und beurteilen, wenn man sie auf die Tagesausscheidung bezieht. Die Ergebnisse sind dargestellt als Mengenangabe pro Tag und nicht, wie von Bestimmungen im Blut gewohnt, pro Liter. Für die Gewinnung und Handhabung des 24-Stunden-Sammelurins ist Folgendes genau zu beachten:
Trinkmenge während der Sammelperiode 1,5 – 2 Liter/Tag
Diätvorschriften beachten (s. Angaben im speziellen Teil)

Das Sammelurin-Set besteht aus:
(A): Sammelflasche
(B): Auffangbehälter
(C): 30 ml-Röhrchen
(D): Glasfläschchen mit 9 ml Salzsäure 20 %ig
(E): Etikett für 30 ml-Röhrchen

Am Morgen nach dem Aufstehen die Blase in die Toilette entleeren. Datum und Uhrzeit der Blasenentleerung auf dem beigefügten Etikett (E) notieren. Die Sammlung wird am nächsten Tag zur gleichen Uhrzeit beendet.

  1. Benutzen Sie den Auffangbecher (B) zum Auffangen aller nach diesem Zeitpunkt anfallenden Urinproben und sammeln Sie diese in der Sammelflasche (A).
  2. Falls Sie ein Glasfläschchen (D) erhalten haben, gießen Sie den gesamten Inhalt (Säure) in die Sammelflasche (A). Das Fläschchen (D) enthält 9 ml 20 %ige Salzsäure. (Achtung: Reizt die Augen, die Atmungsorgane und die Haut! Bitte unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren. Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen, wenn möglich dem Sammelurin-Set beiliegendes Etikett vorzeigen).
  3. Verschließen Sie die Sammelflasche (A) gut und schwenken Sie diese. Sammeln Sie jeden weiteren Urin, auch bei Stuhlgang, und geben Sie diesen in die Sammelflasche (A). Verschließen Sie nach jeder Zugabe die Sammelflasche (A) gut und schwenken diese. Gehen Sie am nächsten Tag zu der am Vortag notierten Uhrzeit auf die Toilette, entleeren Sie ihre Blase und sammeln Sie diesen Urin. Die Sammlung ist damit beendet.
  4. Lesen Sie die gesammelte Menge an der Skala auf der Sammelflasche (A) ab. Tragen Sie diese Zahl auf dem Etikett (E) ein. Füllen Sie das Etikett (E) vollständig aus.
  5. Verschließen Sie die Sammelflasche, schwenken diese zur Mischung des Inhalts 2 – 3 x über Kopf und geben Sie etwas Urin aus der Sammelflasche (A) in den Auffangbecher (B).
  6. Füllen Sie das 30 ml-Röhrchen (C) bis zur 30 ml-Markierung mit dem Urin.
  7. Verschließen Sie das Röhrchen (C). Kleben Sie das ausgefüllte Etikett (E) auf das Röhrchen (C). Geben Sie das Röhrchen (C) bei Ihrem Arzt ab. Alle übrigen Bestandteile des Sammelurin-Sets können mit dem Hausmüll entsorgt werden.

Achtung: Scheidet der Patient mehr als 3 Liter während der Sammelperiode aus und benötigt demzufolge mehr als einen großen Urinbehälter, so kann die Gesamtmenge des Urins vor Ort (z. B. in der Praxis) nicht mehr gemischt werden. In diesen Fällen muss aus allen Behältern eine Probe nach dem jeweiligen Mischen ins Labor geschickt werden. Dabei müssen die jeweiligen Füllstände der Flaschen auf den Röhrchen vermerkt werden (wichtig!).
Beispiel: Röhrchen 1 (C): 30 ml Urin aus Sammelflasche 1 (3000 ml), Röhrchen 2 (C): 30 ml Urin aus Sammelflasche 2 (500 ml).

eine Patientenanleitung finden Sie hier  

Gewinnung von Mittelstrahlurin

Mittelstrahlurin wird verwendet für Teststreifenuntersuchung, Urinsediment oder andere Untersuchungen, z. B. Proteindifferenzierung. Zur qualitativen bzw. semiquantitativen Erfassung von Urinbestandteilen wird ebenfalls Mittelstrahlurin verwendet. Bei der Entnahme und Handhabung ist folgendes zu beachten (vgl. auch Angaben zur mikrobiologischen Untersuchung von Urin):

  • Ab 2 Uhr nachts kein Wasser mehr lassen.
  • Harnröhrenöffnung und Hände vor der Uringewinnung waschen (vgl. Angaben zur Durchführung von bakteriologischen Untersuchungen).
  • Ersten oder zweiten morgendlichen Mittelstrahlurin (je nach klinischer Fragestellung) verwenden. Dafür erste Urinportion verwerfen, mittlere Portion in einem sauberen Plastikbecher sammeln, den Rest wiederum verwerfen.
  • 10 ml in einem entsprechenden Transportbehälter ins Labor schicken.
  • Für Urinteststreifen- und Urinsediment-Untersuchungen sollte der Urin innerhalb von zwei Stunden verarbeitet werden, da sonst die Bakterienvermehrung die Ergebnisse verfälschen könnte und wichtige Sedimentbestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Zylinder etc.) zerstört werden.

Um eine einfache und klare Übermittlung von Analysenaufträgen zu gewährleisten, stellt unser Labor unterschiedliche Anforderungsformulare (Labor allgemein, Mikrobiologie, und fachgebietsbezogene Formulare) zur Verfügung. Bei GKV-Patienten ist immer ein Überweisungsschein (Muster 10 Facharzt oder 10a für Laborgemeinschaften) erforderlich. Ein gedruckter Barcode (pdf417) stellt bei GKV Patienten die Übernahme der notwendigen Patienten- und Abrechnungsdaten sicher.

Alle Auftragsscheine sollten folgende Informationen enthalten:

- Name, Vorname und Geburtsdatum des Patienten
- ggf. Geschlecht bei nicht eindeutigem Vornamen
- möglichst Barcode-Etikett zur eindeutigen Zuordnung von Auftrag und Material
- Krankenkasse und/oder Nummer des Kostenträgers, bei Selbstzahlern Rechnungsanschrift
- Stempel des einsendenden Arztes (ggf. mit KV-Nummer) und Unterschrift des Arztes
- Bei Krankenhauspatienten Angabe der Station und ggf. des Kostenträgers
- Falls nicht eindeutig erkennbar: Angabe der Art des Materials
- Bei bakteriologischen Proben: Angabe des Entnahmeortes
- Datum und Uhrzeit der Materialentnahme
- Verdachtsdiagnose oder Fragestellung
- ggf. Ausnahmekennziffer
- ggf. Schwangerschaftswoche
- ggf. Medikation
- ggf. Datenfernübertragungsnummer

Bei GKV-Patienten:

- Versichertennummer
- Krankenkassennummer
- Lebenslange Arztnummer (LANR)
- Betriebsstättennummer (BSNR)
- Diagnose nach ICD 10 Code

Beschriftung und Markierung

Die eindeutige Kennzeichnung von Probe und Auftrag ist für eine sichere und schnelle Bearbeitung von großer Bedeutung. Die für Sie zur Verfügung gestellten Barcode-Etiketten verwenden Sie bitte nur für einen Patientenauftrag. Diese Aufkleber können für alle Laboraufträge (Facharzt und Laborgemeinschaft) verwendet werden, also auch für bakteriologische Proben z. B. Urin, Stuhl, Abstriche etc. Nur wenn der Barcode gerade und senkrecht unterhalb des Stopfens klebt ist gewährleistet, das die Analysengeräte den Barcode lesen können.

Grundsätzlich sollte jedes Material noch am Tag der Materialgewinnung das Labor erreichen. Für eine längere Lagerung oder bei instabilen Messgrößen, wenn Serum- oder Plasmaproben zu kühlen oder einzufrieren sind, müssen sie vorher vom zellulären Anteil des Blutes (Blutkuchen) durch Zentrifugation getrennt werden. Die Verwendung von Trenngelen aus Kunststoff erlaubt kein Einfrieren von Vollblutproben. Der Überstand ist nach der Zentrifugation in ein Röhrchen ohne Zusatz zu dekantieren, und kann dann eingefroren werden.

Häufig stellt sich die Frage nach der Stabilität eines Messparameters. Formal gesehen ist darunter die Eigenschaft eines Probenmaterials zu verstehen, bei Lagerung unter definierten Bedingungen den anfänglichen Wert einer zu messenden Größe für eine definierte Zeitspanne innerhalb festgelegter Grenzen beizubehalten. Anzustreben ist eine Stabilität, die die Gesamtstreuung der Methode nicht wesentlich beeinflusst, bzw. eine Instabilität, die die relative Unpräzision der Labormethode nicht überschreitet. Ein gutes Beispiel ist hierfür das Kalium im Serum, dessen Wert während eines Transports als Vollblut über 3 bis 4 Stunden bei Raumtemperatur z. B. von 4,1 mmol/l auf 4,6 mmol/l ansteigen kann. Dies entspricht einer Abweichung von 9,5%, wobei die maximal zulässige Unpräzision für die Labormethode 2,7% beträgt. Da die "Instabilität" des Kaliums durch Diffusion aus den Erythrozyten verursacht wird, ist ein Versand als Vollblut ungeeignet und sollte besser als Serum erfolgen.
Als Faustregel empfiehlt sich bei allen Parametern, die durch die Anwesenheit von Erythrozyten beeinflusst werden, eine Trennung von Blutzellen und Serum bzw. Plasma vor dem Versand. Dies gilt insbesondere für längere Lagerungs- oder Transportzeiten. Genaue Angaben über die Stabilität einzelner Parameter finden Sie im Analysenverzeichnis.

Für Versendung und Transport von diagnostischen, ggf. infektiösen Materialien gibt es genaue Vorschriften (Verpackungsanweisung P 650 der ADR, Europäisches Übereinkommen für die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse/Schiene, Gefahrgutbeförderungsgesetz, Gefahrgutverordnung Strasse), die unbedingt einzuhalten sind. Über die aktuellen Vorschriften auch für den Postversand informieren wir Sie gern. 

Die Transport- und Lagerungsmöglichkeiten sollten vor der Blutentnahme geregelt sein. Stets ist der kürzeste und schnellste Weg ins Labor anzustreben. Der sicherste Weg ist die Abholung durch den Transportdienst unseres Labors. Die Versandtaschen zur Verpackung der Proben stellt das Labor kostenfrei zur Verfügung. 

 

Tiefkühlversand

Einige Untersuchungen verlangen den Versand von Serum- oder Plasmaproben in gefrorenem Zustand. Der von uns dazu angebotene Tiefkühlbehälter (VK2) kann 2 Probenröhrchen mit Inhalten bis zu jeweils 10 ml aufnehmen.

Handhabung:

  • Kühlbehälter offen über Nacht in das Tiefkühlfach eines Kühlschrankes einlegen.
  • Serum- oder Plasmaproben getrennt einfrieren.
  • Proben in gefrorenem Zustand in den vorgekühlten Behälter geben und verschließen.
  • Bis zum Transport im Tiefkühlfach lagern.

Mikrobiologische Analytik beinhaltet die Kultur und Identifizierung pathogener Bakterien aus Patientenproben.

Vorerst erfolgt eine mikroskopische Untersuchung auf Bakterien und Pilze. Stuhlproben können außerdem auf Protozoen und Wurmeier mikroskopisch untersucht werden.

Nach der Anzucht wird eine Resistenztestung relevanter Erreger nach den Bewertungsgrenzen der EUCAST durchgeführt. Hierfür werden sowohl MHK-Bestimmungen mithilfe des Vitek-Systems sowie Agardiffusionsteste durchgeführt.

Die kulturelle Anzucht einschließlich einer Resistenzbestimmung dauert mindestens zwei Tage. Als schnellere Diagnostik gelten Direktnachweise mittels Antigennachweis oder Genamplifikation: Adenoviren, Bordetella pertussis, Campylobacter, Chlamydia trachomatis, Clostridium difficile GDH und Toxin, Cytomegalievirus, EHEC-Toxine, Hepatitis B-Virus, Hepatitis C-Virus, Herpes simplex Virus, HIV, Neisseria gonorrhoeae, Noroviren, Varizella-Zoster-Virus und andere.

In der Abteilung Mikrobiologie wird außerdem eine Untersuchung von Blutkulturen zum Ausschluss einer Sepsis durchgeführt. Blutkulturen gehören zu den wichtigsten mikrobiologischen Untersuchungen und sollten bei jeder schweren Infektion entnommen werden. Das Anlegen von Blutkulturen ist auch in der Praxis oder bei Hausbesuchen leicht durchführbar.

Wir verwenden das Blutkultursystem BACTEC der Fa. Becton Dickinson. Die BACTEC-Flaschen enthalten Kunstharze, die bis zu einem gewissen Grad Antibiotika binden und daher bei bereits begonnener Antibiotikatherapie von Vorteil sein können. Die beimpften Flaschen werden im Labor kontinuierlich auf Wachstum überprüft. Jeder Keimnachweis wird sofort mitgeteilt. Die Mitteilung negativer Befunde erfolgt nach Abschluss der Inkubationszeit nach 7 Tagen.

Das folgende mikrobiologische Untersuchungsspektrum wird in unserem Labor durchgeführt:

  • Mikroskopische Untersuchung auf Bakterien, Pilze, Protozoen, Wurmeier.
  • Kultur und Identifizierung aller kultivierbaren Bakterien und Pilze einschließlich schwierig anzuzüchtender Erreger wie Legionellen.
  • Resistenztestung/Antibiogramm nach DIN/Eucast, ggf. nach weiteren Normen mit verschiedenen Methoden (Agardiffusionstest, MHK-Bestimmung mit Mikrodilution, Vitek®-System).
  • Rasche Direktnachweise von Erregern mittels Nachweis von Antigenen oder Genamplifikation: Adenoviren, Astroviren, Bordetella pertussis, Chlamydia trachomatis, Chlamydophila pneumoniae, Clostridium difficile-Toxine, Cytomegalievirus, EHEC-Toxine, Hepatitis B-Virus, Hepatitis C-Virus, Herpes simplex-Virus, HIV, Influenzavirus, Mycoplasma pneumoniae, Neisseria gonorrhoeae, Noroviren, Pneumocystis jiorveci, Rotaviren, Varizella Zoster-Virus und andere.
  • Mikrobiologische Hygieneuntersuchungen wie z. B. patientennahe Umgebungsuntersuchungen mittels Abstrichen und Abklatschen, Sterilitätskontrollen von Flüssigkeiten und die Kontrolle von Autoklaven, Dialyseeinheiten sowie Endoskopen und anderen wiederaufbereiteten Medizinprodukten.

Lagerung und Haltbarkeit von Untersuchungsmaterial
Optimal ist immer ein rascher Probentransport innerhalb von 4 Stunden in das Labor. Bei Beachtung der nachfolgenden Hinweise bleiben aber mit wenigen Ausnahmen die meisten Erreger 1 – 2 Tage kultivierbar.

  • Urin: Lagerung bei 4 – 6 °C problemlos möglich. Verwendung spezieller Transportröhrchen mit Zusatz wachstumshemmender Borsäure (Uri-stat® Urin-Proben-Transportsystem). Diese sind nicht geeignet für klinisch-chemische Untersuchungen oder den Gennachweis von Chlamydia trachomatis!
  • Urin auf Eintauchnährböden: Bebrütung 18 Stunden im Brutschrank bei 36 °C. Bei Wachstum Einsendung in das Labor zur Identifizierung und Resistenzbestimmung, ggf. Lagerung bei 4 – 6 °C.
  • Abstriche: Immer im Transportmedium zum Schutz vor Austrocknung und Sauerstoff (anaerobe Keime). Spezielles Abstrichbesteck für mikrobiologische Abstriche anfordern. Lagerung bei Raumtemperatur.
  • Sputum, Bronchialsekret, BAL: Lagerung 4 Stunden bei Raumtemperatur, längere Lagerung, wenn unvermeidbar, bei 4 – 6 °C (einzelne empfindliche Erreger können Schaden nehmen).
  • Stuhl: Lagerung bei 4 – 6 °C. Einzelne empfindliche Erreger können Schaden nehmen.
  • Blutkulturen: Kulturflaschen lichtgeschützt bei Raumtemperatur lagern. Nach Beimpfung ebenfalls bei Raumtemperatur inkubieren, nicht im Brutschrank!
  • Material für mikroskopische Untersuchungen, Antigennachweise, Gennachweise: Lagerung in aller Regel mind. 1 – 2 Tage bei ·4 – 6 °C möglich.

Zeitlicher Ablauf einer mikrobiologischen Untersuchung

Tag 0: mikroskopisches Direktpräparat
Tag 1 – 2: kulturelle Anzüchtung
Tag 2 – 4: Erregeridentifizierung und Resistenztestung
Langsam wachsende Keime wie z. B. Tuberkulosebakterien können zu längeren Untersuchungszeiten führen.

Allgemeine Hinweise

  • Bitte nur die vom Labor kostenlos zur Verfügung gestellten sterilen Entnahme- und Transportsysteme verwenden.
  • Wenn möglich, Materialentnahme unbedingt vor Beginn einer antibiotischen Therapie. Andernfalls Abnahme am Ende des Dosierungsintervalls. Auch eine klinisch nicht oder nicht ausreichend wirksame Therapie führt oft dazu, dass der für die Infektion verantwortliche Erreger nicht mehr kultivierbar ist. Ggf. Therapie auf Anforderungsschein angeben.
  • Möglichst präzise Angaben über:
    Ort, Datum und Uhrzeit der Entnahme, Art der Erkrankung und genaue Fragestellung
    Eine gezielte Anforderung wird sehr erleichtert durch Verwendung spezieller mikrobiologischer Anforderungsscheine. Hierfür können 2 Formulare (1 Formular für Krankenhäuser/Privatpatienten und eine KV-genehmigte Kombination mit dem Überweisungsschein Muster 10 angefordert werden.
  • Die Auswahl der Untersuchungen und die Beurteilung nachgewiesener Keime als klinisch relevant (Resistenztestung) oder nicht relevant hängt sehr von diesen Informationen ab. Klare Angaben ermöglichen eine gezielte und kostengünstige Diagnostik.
  • Bei allgemeiner Anforderung (z. B. »pathogene Keime«) untersucht das Labor auf die häufigsten und mit wenig aufwändigen Methoden nachweisbaren Erreger. Das Untersuchungsspektrum bei nicht gezielter Anforderung und die hierbei erfassten Erreger sind bei den einzelnen Materialien aufgeführt (siehe unter »spezielle Hinweise zu einzelnen Untersuchungsmaterialien«).
  • Untersuchungen auf spezielle oder nur mit besonderen Methoden nachweisbare Erreger müssen immer gesondert angefordert werden (ggf. telefonische Beratung). Hierzu gehören: Mykobakterien/Tuberkulose, Clostridium difficile, Chlamydia trachomatis, Chlamydophila pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae, Viren (außer Rotaviren und Adenoviren im Stuhl bei Kindern), alle Parasiten, Fadenpilze wie Aspergillus, Pneumocystis jiroveci, Aktinomyzeten, Nokardien, Helicobacter pylori und andere.
  • Auf Haut und Schleimhaut finden sich normalerweise Bakterien in sehr hohe Keimzahlen! Grundsätzlich ist anzustreben, eine Kontamination durch die normale Haut- und Schleimhautflora so weit wie möglich zu vermeiden.
  • Bei allen flüssigen Materialien wird ein Hemmstofftest durchgeführt. Bei einem positiven Testergebnis, in der Regel aufgrund einer Antibiotika- Therapie, sprechen negative Kulturergebnisse oder geringe Keimzahlen nicht gegen eine bakterielle Infektion. Ggf. sollte die Untersuchung einige Tage nach Absetzen der Antibiotika wiederholt werden.
  • Die Resistenztestung erfolgt nach DIN/Eucast, ggf. weiteren Normen, mit Ausnahme von Urinkulturen und oberflächlichen Abstrichen unter Einsatz der im Vergleich zum üblichen Agardiffusionstest wesentlich genaueren MHK-Breakpointmethode. Automatische Zusatztestung erfolgt bei hochresistenten Keimen (lt. EBM müssen mind. 8 Antibiotika getestet werden, die Testung weiterer Substanzen wird nicht berechnet!). Die qualitative Bestimmung der Resistenz mit Einordnung in die 3 Kategorien: resistent, mäßig resistent und sensibel ist kostengünstig und in den meisten Fällen klinisch völlig ausreichend. In manchen Situationen ist eine Bestimmung der Minimalen Hemmkonzentration (MHK) sinnvoll (z. B. bei Endokarditis, Verdacht auf Resistenz gegen Vancomycin/Teicoplanin bei Staphylokokken und Enterokokken, Verdacht auf verminderte Penicillinempfindlichkeit bei Pneumokokken u. a.). Siehe auch Antibiotika-Therapie-Tabelle im Analysenteil mit Dosierungen, Indikationen, Kontraindikationen und Preisen.
  • Falls medizinisch sinnvoll, wird eine Therapieempfehlung gegeben. Die Indikation zur antibiotischen Behandlung und die Auswahl der Antibiotika hängen in den meisten Fällen auch wesentlich vom klinischen Bild ab. Empfehlungen allein aufgrund des Laborbefundes gelten daher nur für Standardsituationen. Bei klinischen Besonderheiten bitten wir um Rücksprache.
  • Die angezüchteten Keime werden nach Abschluss der Untersuchungen noch mindestens 2 Tage, die Untersuchungsmaterialien 7 Tage aufbewahrt. In diesem Zeitraum können ergänzende Untersuchungen wie Testung weiterer Antibiotika, MHK-Bestimmung, Subtypisierung u. a. nachgefordert werden.
  • Kontrollen der Haut- und Schleimhautbesiedlung können in bestimmten Situationen (z. B. Leukämie, Chemotherapie, selektive Darmdekontamination, Hospitalismus) notwendig werden. Diese spezielle Fragestellung muss auf dem Anforderungsformular vermerkt sein.

Anmerkung zu den Kosten mikrobiologischer Untersuchungen:
Nicht sinnvoll sind Einsparversuche durch Verzicht auf sinnvolle Untersuchungen oder Verzicht auf moderne und teilweise aufwändigere, aber aussagekräftigere Untersuchungsmethoden mit klinisch relevanten Ergebnissen. Medizinisch sinnvoller und kosteneffektiver ist der möglichst gezielte Einsatz der für die jeweilige Fragestellung am besten geeigneten Untersuchungsmethode. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen behandelndem Arzt und Labor erforderlich. Der schnelle Nachweis des für eine Infektion verantwortlichen Erregers und die damit mögliche gezielte und wirksame Therapie führen sehr oft zu einer erheblichen Kostenreduktion z. B. durch Verkürzung der Liegezeiten.

 

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